Pressemitteilung des Landeselternausschuss (LEA) Hamburg
Hamburg bildet Schlusslicht bei Fachkraft-Quote in Kitas während Stadt Investitionen als Erfolg verbucht
Die unlängst veröffentlichte Auswertung der Bertelsmann-Stiftung bestätigt eindrucksvoll, was wir Eltern seit Jahren erleben: In Hamburg spitzt sich die Situation in den Kitas weiter zu. Trotz teils sinkender Kinderzahlen fehlt vielerorts qualifiziertes Personal, gleichzeitig bleiben in einzelnen Stadtteilen Plätze leer, Kitas müssen zusammengelegt werden und immer mehr Fachkräfte verlassen die Einrichtungen aus Gründen der Überlastung und Frustration.
„Schlusslicht bei der Fachkraftquote zu sein, steht im krassen Widerspruch zu dem Ziel, das sich die Regierungsparteien auf die Fahne schreiben. “Hamburg, Stadt der guten Bildung” ist vielerorts in den Kitas nur ein Lippenbekenntnis“, meint Angret Runge aus dem Vorstand des Landeselternausschusses.
Die Qualifikation des Kita-Personals, um die es in der Bertelsmann Auswertung geht, ist für die Öffentlichkeit kaum transparent. In Hamburg gibt es eine Unterscheidung in Erst- und Zweitkräfte und eine sogenannte Positivliste, die Kriterien für die Quereinsteigenden festlegt. Die Einhaltung der definierten Standards obliegt den Trägern. Zwar werden die Einrichtungen im Rahmen des sog. Kita Prüfverfahren durch die Behörde evaluiert; das geschieht aber nur unregelmäßig, angekündigt und die Ergebnisse sind - anders als bei den Berichten der Schulinspektion- nicht öffentlich einsehbar. “Eine verbesserte Evaluierung des gesamten Systems, entsprechend internationalen Standards und den interdisziplinären Fragestellungen angemessen, ist dringend nötig - auch im Hinblick auf unseren Anspruch als Elternschaft auf ebenjenes evidenzbasiertes Handeln von Politik und Verwaltung, dem sich Hamburg im Rahmen seiner SDG-Strategie verpflichtet hat.“ meint Manouchehr Shamsrizi, LEA Delegierter aus Wandsbek.
„Zwischen Gruppenzusammenlegungen, Fluktuation, hohem Krankenstand, Einschränkung von Randzeiten, der Absage von Ausflügen und Angeboten fragen Eltern sich oft: Wird mein Kind von qualifiziertem Personal gefördert oder nur halbwegs beaufsichtigt?“ erläutert Angret Runge weiter.
Der LEA weiß, dass liebevoller und zugewandter Umgang mit Kindern enorm wichtig ist, dass multiprofessionelle Sichtweisen bereichernd sind – doch das reicht nicht. Kinder brauchen gleichzeitig pädagogisch geschulte Fachkräfte, die im Kita-Alltag nicht nur Feuer löschen, sondern ausreichend Zeit für pädagogische Angebote und individuelle Förderung und Begleitung haben. Es darf hier kein Entweder-oder geben. Viele engagierte Personen im System leisten großartige Arbeit, aber: fehlendes Fachpersonal kann nicht dadurch ersetzt werden, dass Kinder lediglich beaufsichtigt werden.
Wir werden nicht müde zu betonen, dass längst erkannte Probleme im Hamburger Kita-System nicht angegangen werden, was die aktuell angekündigte Schließung der Kita Regenbogen in Niendorf zum Ende des Jahres wieder zeigt. Stattdessen feiert die Behörde eine finanzielle Erhöhung der Entgelte in Höhe von 64 Millionen Euro als Investition, wobei dies nur dem sowieso vorgesehenen Niveau entspricht und keine echte Re-Finanzierung der Leistungen, die in Kitas erbracht werden, bedeutet. Selbst bereits öffentlich zugesagte Maßnahmen, wie die schrittweise Finanzierung der mittelbaren Pädagogik, werden nicht umgesetzt. „Das ist skandalös“ meint Susanne Schmidt, LEA Delegierte aus Harburg.
Der LEA fordert daher eindringlich alle Akteure auf, die Qualität der frühkindlichen Bildung glaubhaft zu priorisieren, für Eltern transparent darzustellen und echte, wirksame Investitionen zu tätigen!
Weitere Infos in unserem LEA Newsletter 2025-10